Olivier Feller (fdp, VD) forderte den Bundesrat im September 2022 mit einem Postulat auf, zu prüfen, ob Versicherer der OKP dazu verpflichtet werden sollten, ihre gesamten Kapitalmarkterträge für die Prämiensenkung zu verwenden. In der Sommersession 2024 gelangte das Geschäft in den Nationalrat, wo der Postulant sein Anliegen begründen konnte: Krankenversicherer der OKP erzielten jährlich dreistellige Millionenbeträge auf den Kapitalmärkten, wobei die Möglichkeit bestehe, diese Erträge bei der Berechnung der Prämien abzuziehen. Nur wenige Kassen täten dies, obschon dadurch der kontinuierliche Prämienanstieg gedämpft werden könnte. Ein Obligatorium, wie es das Postulat fordere, würde die Situation deutlich verbessern, zumal heute völlig unklar sei, ob die Erträge in die Reserven der Kassen flössen oder sonst wohin.
Der Bundesrat beantragte die Ablehnung des Postulats: Die Reserven der Krankenversicherer seien seit dem Zeitpunkt der Einreichung des Postulats deutlich kleiner geworden, wobei sich dieser Trend fortsetzen dürfte. Selbst wenn die Abzüge über zehn Jahre hinweg geglättet würden und man bei der Prämienkalkulation nicht nur das aktuelle Jahr beachte, so wirkten sich längerfristige Verluste auf den Kapitalmärkten im Endeffekt auf die Prämienzahlenden aus und das Postulat würde kontraproduktiv wirken.
Die grosse Kammer stimmte mit 125 zu 57 Stimmen (5 Enthaltungen) für die Annahme des Postulats. Dabei zeigte sich beim Abstimmungsverhalten der Parteien ein ungewöhnliches Bild: Die geschlossen stimmenden Fraktionen der SP und der GLP, sowie ein Grossteil der SVP-Fraktion stimmten für das Postulat, während die Grünen-Fraktion geschlossen und die FDP.Liberalen-Fraktion mehrheitlich dagegen stimmten. Die grösste fraktionsinterne Differenz bei der Abstimmung gab es bei der Mitte-Fraktion, wobei eine Mehrheit der Mitglieder für das Postulat votierte.